Schwarzer Wolf vs. weißer Wolf
„Ein Kampf geht vor sich, in mir“,
sagte ein Großvater zu seinem Enkel, „es ist ein schrecklicher Kampf zwischen zwei Wölfen. Einer ist böse – er ist voller Wut, Neid, Trauer, Bedauern, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Schuld, Ressentiments, Unterlegenheit, Lügen, falscher Stolz, Überlegenheit und Ego.“
Der Enkel sah ihn fragend an und der Großvater fuhr fort: „Der andere ist gut – er ist voller Freude, Dankbarkeit, Frieden, Liebe, Hoffnung, Gelassenheit, Demut, Freundlichkeit, Wohlwollen, Empathie, Großzügigkeit, Wahrheit, Mitgefühl und Glaube."
"Dieser Kampf zwischen zwei Wölfen findet auch in dir statt – sowie in jedem anderen Menschen.“
Der Enkel dachte eine Minute darüber nach und fragte dann seinen Großvater: „Welcher Wolf wird gewinnen, der schwarze oder der weiße?“
(Du, liebe Leserin oder Leser, hast vielleicht gehört, dass die Geschichte damit endet, dass dir jemand mit raunender, bedeutungsschwangerer Stimme endlich die Antwort verrät: „...der, den du fütterst.“)
In der Cherokee-Welt und auch in meiner Welt endet die Geschichte jedoch anders: „Wenn du beide richtig fütterst, gewinnen beide“.
(Die Welt ist nämlich nicht nur schwarz oder weiß. Nie. Auch jetzt gerade nicht. Ja die Energie folgt der Aufmerksamkeit! Jedoch brauchen wir auch nicht zu zahnlosen Lämmern transformieren. Wir leben halt hier in dieser dualen Welt. Und irgendwie ist es auch aufregend, jetzt gerade hier dabei zu sein.)
Dieser Großvater sprach mahnend zu seinem Enkel:
„Siehst du, wenn ich nur den weißen Wolf füttere, wird sich der Schwarze hinter jeder Ecke verstecken und nur darauf warten, dass ich abgelenkt oder schwach werde und hochspringen, um die Aufmerksamkeit zu erregen, nach der er sich sehnt. Er wird immer wütend sein und immer gegen den weißen Wolf ankämpfen. Aber wenn ich ihn mit seinem Potential anerkenne, sind beide Wölfe zufrieden und wir alle gewinnen."
"Der schwarze Wolf hat viele Eigenschaften – Hartnäckigkeit, Mut, Furchtlosigkeit, Willenskraft und großes strategisches Denken -, die ich auch brauche und welche dem weißen Wolf fehlen. Der weiße Wolf hat dagegen das Mitgefühl, die Fürsorge, Kraft und Fähigkeit zu erkennen, was im besten Interesse aller ist. Der weiße Wolf braucht den schwarzen Wolf an seiner Seite. Nur den einen Wolf zu füttern würde bedeuten, der andere verhungert. Mein Leben würde auch dann unkontrollierbar werden."
"Beide Anteile richtig zu ernähren und zu pflegen bedeutet, dass sie dir gut dienen und nichts tun werden, was nicht Teil von etwas Großem, etwas Gutem, etwas Lebendigem ist. Füttere sie beide und es wird keinen Kampf mehr um deine Aufmerksamkeit geben. Und wenn es keinen Kampf im Inneren mehr gibt, kannst du auf die Stimmen des tieferen Wissens und der übergeordneten Prinzipien des Universums hören, die dich leiten."
"Ein Mensch, der mit sich in Frieden lebt, hat alles. Ein Mensch, der durch den Krieg im Inneren zerrissen ist, hat nichts.“
„Wie du dich entscheidest, mit den gegensätzlichen Kräften in dir zu interagieren, wird dein Leben bestimmen. Hungere den einen Wolf aus oder führe sie beide mit Liebe und Verständis.“
(Eine Cherokee Geschichte)
(Ach ja: diese nette kleine Allegorie funktioniert natürlich nur mit wolfartigen Wesen, NICHT mit Katzen. Die suchen sich einfach den nöchsten Dosenöffner, wenn du beschließen solltest, sie nicht zu füttern.)
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